Wesen

Wesen
   durch Meister Eckhart († 1328) in die deutsche Sprache eingeführter Begriff, verweist auf Sein (mittelhochdeutsch ”wesen“ = ”sein, währen, bleiben, anwesen“). In der antiken griech. Philosophie ist W. das Identifizierbar-Bleibende (das auf die Frage: ”Was ist das?“ antwortet), das unabhängig von allen Veränderungen (Akzidentien) existiert, die unwandelbare Geist-Form, die allem zeitlichen Seienden zugrunde liegt (Substanz) . Das W. (lat. ”essentia“) schenkt dem Seiendes sein Was-Sein (lat. ”quidditas “). Die aristotelisch-scholastische Philosophie unterschied im Sinn eines realen Unterschieds (Thomas von Aquin † 1274) oder eines nur begrifflichen Unterschieds (Johannes Duns Scotus †1308) zwischen W. u. Dasein (lat. ”existentia“), die nur bei Gott als Einheit gedacht wurden (vgl. auch Ontologie). Seit der Kritik an dieser Philosophie durch J. Locke († 1704) u. D. Hume († 1776) gilt das W. weithin als unerkennbar, der Begriff daher als verzichtbar. Die praktische Philosophie neigt dazu, es im ”Unverfügbaren“ neu zu thematisieren. Wenn die neuere Theologie auch am Begriff u. Bedenkens desWesens festhält, so stimmt sie doch zu, daßW. (oder Natur) abgesehen vom Seienden u. seinem Werden abstrakt nicht erkennbar sind. Das W. bleibt von der Geschichte, vom Werden, nicht unberührt. Je vollkommener ein W. ist, umso größer sind die aktiven u. passiven Möglichkeiten seines Werdens u. umso mehr wird dasjenige, das sein W. vollzieht, innerlich von dem Werden u. Gewordenen bestimmt. Beim W. einer geistigen Transzendenz (wie es der Mensch ist: Person) ist die Werdemöglichkeit unbegrenzt. Dieses W. einer geistigen Transzendenz ist identisch mit der Offenheit (Potentia oboedientialis ) für die Aufnahme der Selbstmitteilung Gottes in Gnade u. Anschauung Gottes . Nichtmenschliche biologische W. sind in ihrem Werden auf einen bestimmten raum-zeitlichen Wirklichkeitsbereich begrenzt. Darin liegt der Wesensunterschied zwischen Geist u. (bloßer) Materie u. derjenige zwischen Mensch u. Tier .

Neues Theologisches Wörterbuch. . 2012.

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